Inseln Staffelsee Garmisch Partenkirchen

Die Insel Wörth und ihre historische Bedeutung

Die Wörth ist die größte (37 ha) der sieben Inseln im Staffelsee. Schon in der späten Bronzezeit und auch in keltischer Zeit wurde sie von Menschen aufgesucht. Im 4./5. Jahrhundert gab es auf der Insel eine römische Befestigungsanlage. Im 7. Jahrhundert dann errichtete ein bajuwarischer Adeliger einen Hof mit einer kleinen Kapelle. Bemerkernswert dabei ist, dass diese bereits aus Stein gebaut war.

Um 740 wurde ein Kloster gegründet, das bereits um 810 sehr reich ausgestattet war. Dies wird belegt durch den Codex Guelforum Helmstadensis (heute in Wolfenbüttel). Unter anderem wird die Ausstattung der Schreibstube beschrieben: z. B. 2 Platten Blei. 170 Schreibfedern wsw. Ihre so reichliche Ausstattung wird neben weiteren Gesichtspunkten zur Begründung dafür herangezogen, dass das Wessobrunner Gebet in ihr geschrieben wurde. Für einen kurzen Zeitraum war die Wörth Bischofssitz.

Das Kloster wurde im 11. Jahrhundert aufgelöst, der Kirchenbau hatte aber bis ins 18. Jahrhundert Bestand. Er blieb die Pfarrkirche für die Anrainer-Gemeinden des Staffelsees, z. B. auch für Murnau. das erst 1743 selbständige Pfarrei wurde. 1330 wurde das Kloster Ettal gegründet und Kaiser Ludwig der Bayer beschenkte das Kloster reichlich in seiner Amtszeit. Durch stetigen Zukauf war Ettal ab 1495 alleiniger Eigentümer des ganzen Staffelsees einschließlich der Inseln mit Grund und Boden und des Fischrechts. Bis zur Säkularisation gehörte alles zum Kloster.

Die Pfarrkirche auf der Wörth war nur mit Booten oder über einen Steg zu erreichen. Dies war wegen der winterlichen Verhältnisse stets ein Problem, so dass die Pfarrkinder immer wieder versuchten diesen Zustand zu ändern und die Kirche aufs Festland zu verlegen. Nach langem Bemühen schaffte dies der in Seehausen geborene Matthäus Rieger, indem er Kirche, Pfarrhof und Schule aus eigenen Mitteln errichten ließ. 1773 wurde die alte Pfarrkirche abgebrochen und das noch Brauchbare aufs Festland gebracht.

1802 konnte der in Rieden geborene Josef von Utzschneider die Wörth käuflich erwerben. Zur Erinnerung an die historische Vergangenheit ließ dessen Bruder Franz von Paula Utzschneider, ein Porzellanfabrikant aus Saargemünd, ein kleines Kirchlein im neoromanischen Stil erbauen, die Ausstattung stiftete Ferdinand von Miller, der Erzgießer aus München, dem die Wörth von 1856 bis 67 gehörte. Miller veräußerte sie 1867 an den Löwenbräu-Besitzer Brey aus München, allerdins unter einigen Bedingungen. Eine davon war, dass Heinrich von Pechmann die Fesken, die die historische Vergangenheit der Insel darstellen sollten, vollenden darf.

Der 1826 in Würzburg geborene Freiherr Carl Franz von Pechmann entstammte einem bekannten Geschlecht. Sein Onkel war der Kanalbauer Heinrich von Pechmann. Er lernte bei Philipp Foltz die Historienmalerei. Im Auftrag von von Miller schmückte er die Inselkirche mit diesen wunderbaren Fresken. Ab 1868 war von Pechmann nur noch für Ludwig II. tätig. In seinen sechs Bildern sind die vier Heiligen abgebildet, die für das Christentum auf der Insel wichtig waren. Bei der Renovierung 1959/60 sind diese vier, nämlich Bonifatius, Vikterp, Ulrich und Simpert von dem Bildhauer Lanzinger dargestellt worden. Sie sind hinter dem Altar zu sehen. 1999 wurde nochmals renoviert. Die Simpert-Kirche bekam einen neuen Altar und Ambo.

Archäologische Grabungen von 1992 bis 1997 haben manch überliefertes Bild berichtigt. Die Ausgrabungsleiterin Haas-Gebhard hat die Ergebnisse in dem Büchlein \"Die Insel Wörth im Staffelsee\" hervorragend dargestellt.

Um die Bedeutung dieser historischen Vergangenheit Einheimischen wie Gästen klar zu machen, beabsichtigt die Gemeinde Seehausen einen archäologischen Park zu errichten.



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