Naturschutz Schliersee Miesbach

Neues Arten- und Biotopschutzprogramm fertiggestellt
Am 25. Januar 2006 wurde das überarbeitete Arten- und Biotopschutzprogramm in Miesbach im Rahmen einer Sitzung des Umweltausschusses an den stellvertetenden Landrat Michael Pelzer übergeben. Zu der Sitzung waren auch die Bürgermeister, Vertreter verschiedener Verbände und Organisationen sowie zahlreiche ehrenamtliche Naturschutzexperten eingeladen.

Zwei Jahre hatten die Fachleute Natur-Inventur im Landkreis Miesbach gemacht, nun liegen die Ergebnisse vor. Ausgewertet wurden mehr als 1.900 Biotopflächen und die Vorkommen von über 2.700 Tier- und Pflanzenarten. Biotope sind Lebensräume für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Sie sind zudem für den Naturhaushalt und den Menschen von besonderer Bedeutung. In der Biotopkartierung werden die für den Naturschutz wichtigen Flächen im Gelände und die dort wachsenden Pflanzen erfasst. Die Artenschutzkartierung erfasst die Fundorte und Lebensräume seltener Tierarten und speichert diese in einer landesweiten Datenbank.

Das erste Arten- und Biotopschutzprogramm für den Landkreis wurde vor 14 Jahren fertiggestellt. Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz (LfU) erstellt das Programm bayernweit, die Naturschutzfachleute des Landratsamtes waren am neuen Band beteiligt. Die Ergebnisse, die sich sehen lassen können, sind nun im neuen Band des Arten- und Biotopschutzprogramms zusammengefasst:

„Viele wertvolle Lebensräume sind im Landkreis noch erhalten und sind Kerngebiete für ein landesweites Biotopnetzwerk“, sagte Georg Schlapp vom LfU. Das Arten- und Biotopschutzprogramm ist als Fachkonzept für den Naturschutz nicht rechtsverbindlich. Es bietet fachliche Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige Entwicklung ohne Bevormundung und greift nicht in die Planungshoheit ein. Herausgegeben wird es vom Bayerischen Umweltministerium auf der Grundlage eines Landtagsbeschlusses.

Der Landkreis Miesbach ist in seiner naturräumlichen Ausstattung deutlich zweigeteilt:
In den alpinen Regionen des Landkreises ist der Anteil der Biotopflächen mit fast 21 Prozent fast vier mal so groß wie im nördlichen Teil. Insgesamt wurden rund 11.200 Hektar wertvoller Biotope erfasst. Zu den artenreichsten und bedeutendsten Lebensräumen im Landkreis zählen die Almweiden. Rund 10 % der Gebirgsfläche des Landkreises werden von Almen eingenommen. Die Almwirtschaft ist daher der wichtigste Partner des Naturschutzes für den Erhalt dieser wertvollen Lebensraumtypen. Ein Musterbeispiel eines extensiv beweideten Magerrasen findet sich im Kloo-Aschertal – einer der wertvollsten Schmetterlingslebensräume im Landkreis. Auf der Liste des neuen Arten- und Biotopschutzprogramms steht auch der Erhalt der trockenen Kiefern-Auwälder im Weissachtal.

Anschließend stellten Reinhard Engemann vom Planungsbüro „peb“- und der Biologe Alfred Ringler die wichtigsten Lebensräume des Landkreises Miesbach in einer ausführlich fachkundigen Darstellung den Anwesenden vor:

„Es gibt keinen anderen Landkreis, der so viele naturnahe Wälder, seltene Bergmischwälder und westlich Bad Wiessee sogar einen der großflächigsten tannenreichen Waldbestände aufweisen kann“, so der Biologe Alfred Ringler.

Im östlichen Landkreisteil befindet sich das quellhangmoorreichste Gebiet. Im außeralpinen Landkreisteil finden in wertvollen Mooren und Streuwiesen gefährdete Tier- und Pflanzenarten weiterhin einen Lebensraum. Beispiele sind der Seehamer See mit Wattersdorfer Moor, die Jedlinger/Wendlinger und Pienzenauer Filzen, die Feuchtflächen im Gebiet Marienstein/Waakirchen.

Zu den größten Raritäten im außeralpinen Landkreisteil gehören inzwischen Trockenlebensräume. Gerade diese enthalten viele hochbedrohte und selten gewordene Arten, wie z.B. die Busch-Nelke (das „Allgau-Nagerl“).

Die bedeutendsten und von ihrem Artenreichtum eine Spitzenstellung einnehmenden Lebensräume sind die Almweiden, die rund zehn Prozent der Gebirgsfläche des Kreises ausmachen. Auch Roland Weid von der Regierung von Oberbayern hebt hervor, dass sich im Rahmen der Bearbeitung des aktuellen ABSP-Bandes wieder die hohe naturschutzfachliche Bedeutung des alpinen Raumes gezeigt hat. Hier nehmen gerade die Almen eine ökologisch herausragende Stellung ein, beherbergen sie doch eine Vielzahl bedrohter Pflanzen- und Tierarten. Der Landkreis Miesbach ist der - bezogen auf die Landkreisfläche - wohl an Almen reichste Landkreis im Regierungsbezirk Oberbayern.

Da eine weitere extensive Almbewirtschaftung großen Gefährdungen unterliegt, z. B. durch den Rückgang des Pensionviehs, ist zukünftig mit einer weiteren Verschlechterung der Situation beispielsweise für die Rauhfußhühner zu rechnen. Der Bestand des Birkhuhns hat sich in den letzten 10 - 20 Jahren um fast 25 % verringert, wie die Experten im Miesbacher Raum leider feststellen mussten. Dieser Rückgang ist nicht unbedingt allein auf die zunehmende Gefährdung durch den Wintertourismus / Skitourengänger und Schneeschuhwanderer zurückzuführen, vielmehr zeigt der Rückgang schon die \"schleichenden\" Veränderungen\" auf unseren Almen auf. Unterbestoss und vernachlässigte Schwendmaßnahmen sind insbesondere für die naturschutzfachlich hochbedeutsamen Übergangsbereiche von Wald und Offenland auf Dauer problematisch. An solchen Standorten kommt z. B. an wenigen Stellen im Landkreis Miesbach das hochbedrohte Blassgelbe Knabenkraut in rückläufigen Bestandszahlen vor.

Wie Roland Weid ausführte, gibt es zum Erhalt und zur Förderung besonders schutzwürdiger Gebiete in ganz Bayern inzwischen mehr als 300 BayernNetzNatur-Projekte.

Um der absehbaren negativen Entwicklung in der Gebirgsregion entgegenzusteuern,wäre ein weiteres Umsetzungsprojekt im Landkreis Miesbach mit dem Titel \"Rauhfußhühner und Almen\" sehr wünschenswert. Dies kann nur dann erfolgreich begonnen werden, wenn alle Beteiligten, insbesondere die Almbauern Bereitschaft für ein solches Projekt signalisieren. Der Stellvertretende Landrat Michael Pelzer erklärt in Vertretung von Landrat Norbert Kerkel, dass diese Unterstützung von Seiten des Landkreises bestimmt gegeben sein wird.

Weitergehende Informationen erhalten Sie von im Landratsamt Miesbach von Josef Faas, Tel.: 08025 704-254



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